Aktuelles Auftragsarbeiten Der Künstler Kunstwerke Uschi Eschbach Gästebuch Webdesign Impressum
Startseite Aktuelles

Aktuelles


Diebstahl Master Class Buchbände



Aktuelles

Vor- und Nachteile von Fließ- und Saugsystem

bei Airbrushpistolen

Ein Erfahrungsbericht von Meinrad M. Froschin

Jeder, der sich mit dem Airbrushen beschäftigt, weiß, daß vom Einzelhandel
2 verschiedene Systeme angeboten werden. Zum Einen das Fließsystem und zum Anderen das Saugsystem. Jeder steht im Geschäft dann auch vor der Frage, welches System ist das bessere und welches ist für mich das Richtige. Von den Verkäufern dürften in den seltensten Fällen brauchbare Informationen nach Vor- und Nachteilen kommen, ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen.

Da ich von einem großen deutschen Pistolenhersteller weiß, daß das Fließsystem ungefähr 90 - 95 % des Verkaufs ausmacht, frage ich mich, wie diese Zahlen zustande kommen.

Ich gehe mal davon aus, daß viele Verkäufer, die eine Airbrushpistole verkaufen, nicht unbedingt auch Anwender sind, über die Vor - und Nachteile also auch nicht Bescheid wissen (bevor ich hier attackiert werde, sicher gibt es den einen oder anderen Verkäufer, der sich auch auskennt, aber selbst der wird in erster Linie verkaufen, was angefragt wird, und angefragt wird, aus Unwissenheit des Kunden, meist das Fließsystem).
Hier hat das Fließsystem eindeutig einen Vorteil, es ist bekannter, ansonsten hat es aus meiner Sicht nur Nachteile gegenüber dem Saugsystem, die ich im Folgenden anschaulich zu beschreiben versuche.

Jedem dürfte spätestens hier klar sein, daß ich nur mit dem Saugsystem arbeite. Ich möchte sogar so weit gehen, zu behaupten, daß es von mir keine Airbrushbilder geben würde, müßte ich mich mit dem Fließsystem herum ärgern, und das wäre es für mich.

Das Fließsystem


Vorteile:
eigentlich keine!!!!!!!!!

Sie ist in der Anschaffung etwas billiger, aber dafür habe ich auch nur einen aufgesetzten Topf. Es ist möglich, sehr kleine Farbmengen zu spritzen (geht natürlich auch mit dem Saugsystem).

Ein Beispiel:

Da ich viele Step-by-Step Geschichten für verschiedene Magazine schreibe, habe ich mir angewöhnt, zu den Bildern immer die zugehörigen Farbkarten herzustellen.




Hier kommt auch mal eine Evolution Fließsystem zum Einsatz, wenn ich von einer Farbe nur ein paar Tropfen benötige. Das sind ausschließlich die Basisfarben. Dann bin ich mit den Vorteilen dieses Systems auch schon durch. Alle angemischten Farben auf diesen Farbkarten brushe ich mit dem Saugsystem, da ich ja alle Farben mit denen ich arbeite, bereits in den Anstecktöpfen anmische.

Die Nachteile:

Beim Fließsystem bin ich mehr mit dem Säubern der Pistole als mit dem Brushen beschäftigt, und hier hat es bei mir auch schon verloren.

Ich kam als Textildesigner in den 80 ern zum Brushen. Wer für die Industrie arbeitet, wird nicht dafür bezahlt, daß er den ganzen Tag irgendwelche Pistolen reinigt, wie es bei jedem Farbwechsel nötig ist. Hier zählt, was am Tagesende auf dem Tisch liegt, in meinem Fall waren das Textilmuster für Blusen, Kleider, Hemden, Schürzen und Bettwäsche.


wird ein Festpreis ausgehandelt, und nun liegt es an mir und an meiner Arbeitsweise, wieviel und ob ich überhaupt daran verdiene. Wer sich hier mit dem Fließsystem versucht, hat schon verloren. Für solche Illustrationen darf ich nicht länger als 2-4 Stunden benötigen, mit dem Saugsystem und wenn man auch sonst noch ein paar Tricks drauf hat, kein Problem, mit dem Fließsystem völlig unmöglich. Brauche ich mehr Zeit als diese 2-4 Stunden, macht es keinen Sinn den Auftrag anzunehmen.
Wie oft mußte ich mir von „Hobbybrushern“ schon anhören: Ach, bei mir spielt Zeit keine Rolle, ich sitze da in meinem Keller und „wurschtle“ so vor mich hin. Gegen solche schlagenden Argumente bin ich natürlich machtlos und ich habe auch noch nie vor mich hin „gewurschtelt“. Warum soll ich in eine Illustration 20 Stunden investieren, wenn es in 5 Stunden auch geht und die Qualität nicht schlechter wird, das ist natürlich die Voraussetzung und meine Arbeiten sollten da für sich sprechen. Auch für den „Hobbybrusher“ sollte es eine Rolle spielen, ob er 5 oder 15 - 20 Stunden an einer Arbeit sitzt, nehme ich mal an.
Größtmögliche Qualität bei geringstem Zeiteinsatz, das ist auf jeden Fall mein Motte und mit diesem Grundsatz landet man ganz automatisch beim Saugsystem.

Das Saugsystem


Erst die Nachteile, denn die sind schnell abgearbeitet.
Es ist in der Anschaffung erst mal teurer, da es nur mit 5 oder besser mehr Ansteckbechern (immer mit Deckel) Sinn macht. Ich als professioneller Künstler arbeite mit 6 Pistolen und gut 20 Ansteckbechern. Das ist für den „Hobbybrusher“ nicht nötig, aber 2 - 3 Pistolen und 5-6 Ansteckbecher sind schon ein sehr großer Vorteil und die Arbeitsgeschwindigkeit nimmt rapide zu.Nachteil, der für mich keiner ist: es wird insgesamt mehr Farbe verbraucht, da bei jedem Farbwechsel der Ansaugstutzen der Pistole leergespritzt werden muß. Aber was sind diese paar Milliliter Farbe gegen die Arbeitsgeschwindigkeit. Mit dem Saugsystem ist es kein Problem auch 10 mal in der Minute die Farbe zu wechseln.Vielleicht zeigt mir das mal einer mit dem Fließsystem.

Wie funktioniert dieser schnelle Farbwechsel?

Nehmen wir mal an, ich arbeite an einem Portrait und benötige gerade für die Wangen 3 verschiedene Hauttöne, einen neutralen, einer mit Rotstich und einer mit Gelbstich.
Die neutrale Farbe angesteckt, brushen was zu brushen ist, den Becher abstecken, Pistole leerspritzen, nächsten Becher anstecken und weiterbrushen. Das selbe auch vom 2. zum 3. Farbton.
Ein zwischen reinigen der Pistole ist nicht nötig, da diese Hauttöne sehr nahe beieinander liegen. Ich beschleunige diesen Prozess noch dadurch, daß ich parallel mit 3 Pistolen arbeite. (Ginge nun auch mit 3 mal Fließsystem, aber auch hier komme ich irgendwann wieder an den Punkt bei einem Farbwechsel die Pistole aufwendig reinigen zu müssen)

Erst bei einem extremen Farbwechsel, zum Beispiel von Blau nach Gelb, von Gelb nach Schwarz ist eine kurze Zwischenreinigung notwendig.
Funktioniert so: Becher mit Blau anstecken, Farbe brushen, Becher abstecken, Pistole leer spritzen, Ansaugstutzen kurz in den Wassereimer, kurz durchreinigen, Becher mit Gelb anstecken und schon kann es weiter gehen.


Ich habe auch immer eine Ansteckflasche mit destilliertem Wasser am Arbeitsplatz und kann auch damit zwischen reinigen, meist reicht aber das kurze Tauchbad in den Wasserkübel.

Der nächste Vorteil betrifft das Mischen der Farben, die ich für ein Bild verwende. Dies geschieht bei mir immer in einem geschlossenen Vorgang. Bevor ich mit dem Bild beginne, sind alle Farben bis auf das Feinste gemischt, aufeinender abgestimmt und in die Becher abgefüllt. Ein kleiner Farbaufstrich vor dem Becher zeigt mir, welche Farbe sich in welchem Ansteckbecher befindet. Bei 15 oder mehr Farben kann man sonst schon mal durcheinender kommen.

PS: In den letzten 12 Jahren haben hunderte von Schülern bei mir gelernt ( u.a. in Augsburg, Würzburg und Wien ). Diejenigen, die schon eine Ausrüstung hatten, kamen mit dem Fließsystem und gingen ausnahmslos mit dem Saugsystem. Diejenigen, die noch keine Ausrüstung hatten, werden niemals ein Fließsystem in die Hand nehmen.

Dieser Artikel hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern es ist mein Erfahrungsbericht und meine persönliche Meinung, die Qualität meiner Arbeiten und vor allem meine Arbeitsgeschwindigkeit möchten da für sich sprechen.
Ich habe mit beiden Systemen gearbeitet, zugegeben, mit einem nur sehr kurz und mit dem Anderen arbeite ich nun seit 25 Jahren sehr erfolgreich.

Meinungen von anderen Künstlern





Veröffentlicht in der Art Scene International

Mai 2008

Augsburg Journal Webdesign